Worldmusic

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[englisch/amerikanisch, 'wə:ld'mju:zɪk; auch Ethnomusic, Ethnopop, Ethnic Rock oder deutsch Weltbeat bzw. Weltmusik]. Der Begriff ist schon in den Fünfzigerjahren geprägt worden, von der Plattenfirma Capitol Records für ihre »Capitol of the World Series«, in der sie ab 1952 Musik aus den vom einsetzenden Massentourismus neu erschlossenen Urlaubsgebieten veröffentlichte, vor allem Calypso aus der Karibik, Samba und Bossa nova aus Südamerika. Anfang der Siebzigerjahre wurde er für die damals vor allem von Jazzmusikern unternommenen Versuche aufgegriffen, aus den Musikkulturen der verschiedenen Weltregionen eine Synthese zu schaffen, die als »Weltmusik« jenseits aller kulturellen Barrieren angesiedelt und jedermann gleichermaßen zugänglich sein sollte. Hervorgehen sollte das aus dem gleichberechtigten gemeinsamen Musizieren von Repräsentanten unterschiedlicher Musikkulturen. Als Pioniere dessen gelten der Multiinstrumentalist Yusef Lateef (* 1921) sowie der vom Bebop kommende Klarinettist Tony Scott (* 1921). Als engagierte Verfechter dieses Konzepts sind ferner zu nennen der Saxophonist Charles Mariano (* 1923), der Trompeter Don Cherry (1936-1995), der Hornist Dave Amram (* 1930) und vor allem der Pianist und Komponist George Gruntz (* 1932), der ab 1972 in seiner Funktion als künstlerischer Leiter der (West) Berliner Jazztage dem auch durch eine entsprechende Profilierung dieses Festivals Geltung zu verschaffen suchte. Analoge Bemühungen zur Schaffung einer »Weltmusik« gab es innerhalb der Avantgarde des artifiziellen Musikbereichs (artifizielle Musik) sowie vor allem im Rockbereich durch das 1982 von Peter Gabriel (* 1950) initiierte und seither regelmäßig in England stattfindende WOMAD-(World of Music Arts and Dance)-Festival. Das damit einsetzende Interesse an Musikern und Musikformen insbesondere aus Afrika und Asien ließ aus dem Begriff Worldmusic schnell eine kommerzielle Verkaufskategorie werden, die mehr oder weniger pauschal Musikformen aus den Ländern der Dritten Welt umfasste. Das schließt die dort entwickelten verschiedenen Derivate westlicher Popmusik ebenso ein wie die populären und volksmusikalischen Musikformen jener Regionen, aber auch die Musikpraxis der in den Großstädten der westlichen Industrieländer lebenden ethnischen Minderheiten (Puertorikaner, Jamaikaner, Afrikaner, Araber usw.). Paul Simon (* 1941) landete 1986 mit seinem Album »Graceland«, bei dessen Produktion Musiker aus Südafrika, unter ihnen die dadurch zu Weltruhm gelangte Gruppe Ladysmith Black Mambazo, mitgewirkt hatten, einen gewaltigen kommerziellen Erfolg, der die Aufmerksamkeit auf das popmusikalische Geschehen in der Dritten Welt lenkte. Eine 1987 von einigen auf diese Musik spezialisierten Londoner Independent Labels unter dem Begriff Worldmusic organisierte einmonatige Marketing-Kampagne löste dann zur Überraschung aller Beteiligten einen Trend aus, der nicht unerhebliche Teile vor allem der studentischen Jugend des Westens auf der Suche nach etwas »Authentischem« und »Ursprünglichem« auf den Ethnotrip führte. Was der Kategorie »Worldmusic« dabei einverleibt wurde, war in seiner Auswahl allerdings ebenso zufällig wie willkürlich und abhängig von den Bedingungen des Tonträgermarktes im Westen. Das schließt keineswegs aus, dass die Anbieter hier nicht selten ausgesprochen kenntnisreiche und engagierte Liebhaber außereuropäischer Musikpraktiken sind, die sich als Botschafter fremder Kulturformen verstehen und in dieser Funktion oftmals schon seit Jahren aktiv sind und unabhängig von derartigen Trends auch weiter aktiv bleiben werden. Mit der anhaltenden Popularität von Musikformen wie Salsa, Highlife, Jùjú, Afrorock, Raï, Zouk, Mbalax, Fuji usw. jenseits der ethnischen Minderheiten-Kulturen westlicher Metropolen, hat diese Kategorie des Musikgeschäfts eine nicht unerhebliche Bedeutung erlangt. Seinen vorläufigen Höhepunkt fand das 1993 mit der Verleihung einer Goldenen Schallplatte an den afrikanischen Reggae-Musiker Alpha Blondy (* 1953) für sein Album »Massanda«.

Universal-Lexikon. 2012.

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